Andy von der Rosenau Gazette bespricht im Podcast zusammen mit seiner Tochter Louise die Partie des FC Augsburg zu Hause gegen den VfL Wolfsburg, die der FCA mit 3:1 für sich entscheiden konnte. Während die Jugendspieler des FCA überragten musste Sandro Wagner – mal wieder – von der Seitenlinie aus zuschauen. Hört gerne rein.
Erfolgschancen
Vermutlich findet sich bei allen Spielen eine passende Statistik, oder diese hätten, warum auch immer, theoretisch auch anders ausgehen können. Wenn dies aber die einzigen Ansatzpunkte sein könnten, ist es manchmal einfach besser auf Weiteres zu verzichten. Und dass es im Stadion auch um wirklich wichtigeres als Fußball geben kann war leider eine weitere Erkenntnis am vergangenen Samstag, als ein Heidenheimer Fan verunglückte.
Fünf Punkte nach fünf Spieltagen, wenn auch die Gegner zwischenzeitlich Dortmund und Leipzig hießen, sind nicht der gewünschte Start des VfL Wolfsburg. Nach der unbefriedigten vergangenen Spielzeit, die punktgleich mit dem FCA auf Platz 11 abgeschlossen wurde, heißt das Ziel für die neue Saison wieder Einzug in einen Europapokal. Nach Jahren der Abwesenheit soll dies mit dem neuen Trainer Paul Simonis, der von den Go Ahead Eagles kam, gelingen.
Neu im Kader sind auch Vini Souza, von Scheffield United, Mohamed Amoura von Saint-Gilloise und Dennis Vavro vom FC Kobenhagen. Nach einem Jahr in Paderborn ist Aaron Zehnter nun beim VfL, und traf am 2. Spieltag zum ersten Mal.
In bisher 28 Vergleichen gab es je zehn Siege, wobei der FCA die etwas bessere Heimbilanz hat – von den letzten vier Heimspielen gegen Wolfsburg konnten drei gewonnen werden.
Der Blick auf die Liga: Der FCA nun auf Platz 16, Heidenheim hat aufgeschlossen, und noch ohne Sieg steht Mönchengladbach am Tabellenende. Nach Auswärtssiegen stehen Frankfurt, Stuttgart und Leverkusen direkt hinter dem Spitzentrio. Sechs Punkte Unterschied von Platz 4 bis zu Platz 17 zeigen aber auch, dass die Tabelle nach dem 5. Spieltag, wenn, dann nur erste Tendenzen erkennen lassen kann.
Im 15. Jahr in Folge spielt der FCA mittlerweile Bundesliga, und hat dabei ganz unterschiedliche Entwicklungen durchlaufen: Der Klassenerhalt in den ersten beiden Jahren, schleichende Etablierung und Europapokal, mittlerweile einer, von nur acht Vereinen, die seit 2011 dauerhaft erstklassig sind.
Wenn das Ziel, die nötigen Punkte für den Klassenerhalt möglichst schnell zu gewinnen, immer an erster Stelle der Saisonvorhaben stand, wurde zumindest immer auch auf weitere Entwicklungen gehofft und an allgemeineren Voraussetzungen gearbeitet.
Zu dieser Spielzeit das Thema offener und direkter anzugehen, stellt keinen Widerspruch dar – ohne Berücksichtigung von konkreten Personalien scheint es auf anderer Ebene eine Fortsetzung. Wie viel Zeit die Umsetzung einer anderen Ausrichtung benötigt, lässt sich je nach Blickwinkel unterschiedlich bewerten, vermutlich aber immer mehr als die ersten sechs Spieltage.
Ob bei der Initialisierung der Idee oder später manches auch anders hätte vermittelt werden können, ist das eine – das andere, im 15. Jahr Bundesliga wirklich etwas zu versuchen. Kontinuität auch in diesen Vorhaben beizubehalten ist in diesem Sinn auch eine Art Fortführung der eigenen Strategie – auch wenn für die sportliche Entwicklung immer Punkte erforderlich sind.
Was ist nicht alles mit der Rosenau verbunden? Helmut Haller, die Aufstiegsrunde 1973/74, drei weitere Zweitligaaufstiege des FCA und viele andere denkwürdige Fußballspiele, teilweise unter Beteiligung der Nationalmannschaft. Dazu auch Feldhandball, Leichtathletikländerwettkämpfe, Rekordzeiten, Kundgebungen oder auch Konzerte unterschiedlichster Art. Seit letzter Woche auch American Football: Die Augsburg Centurions haben ihr Aufstiegsspiel zur GFL 2 dort bestritten.
Am Samstag nun im Stadion auf dem Lechfeld das erste von vier Heimspielen im Oktober und eine gute Gelegenheit vor der Länderspielpause als Team gemeinsam auch sportlich Erfolg zu feiern. Gutes Spiel!
Nur der FCA!
Desaster im Derby
Ich wollte ja nicht schon wieder ranten müssen diese Woche. Gegen Heidenheim hat der FC Augsburg aber leider nicht viel zusammenbekommen und es gibt viel Verbesserungsbedarf. Meine Meinung dazu gibt es im Podcast.
Mit großer Macht kommt große Verantwortung
Man will ja nach dem Spiel des FC Augsburg gegen Mainz 05 gar nicht allzu viel über das Spiel selbst nachdenken. Wie schlecht der FCA einfach war. Wie schlecht Top-Spieler wie Matsima oder Massengo in manchen Situationen aussahen. Aber woran lag das nun? 1:4 verloren, und dass nachdem man beim Stande von 0:2 in Überzahl kam. Insgesamt eine recht peinliche Nummer, wie leicht es Mainz viel, uns im eigenen Stadion herzuspielen.
Mit der Leistung gegen Mainz gerät vor allem Trainer Sandro Wagner noch mehr in den Fokus. Die Anzahl der Fragen, die er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel beantworten musste, war deutlich höher als nach den vorherigen Spielen. Und das zu Recht. Auch in der Pressekonferenz vor dem Heidenheim-Spiel gab es massenhaft Fragen.
Der Plan funktioniert nicht
Wagner hatte schon gegen St. Pauli sein taktisches Instrumentarium überreizt. Man war in der ersten Hälfte auf eine tiefe Blockverteidigung gewechselt, anstatt aktiv das zweite Tor zu suchen. Aus seiner Sicht hatte man wenig zugelassen, allerdings kam St. Pauli auf diesem Wege zum Elfmeter und somit dann zum Ausgleich.
Wagner hatte nun nach dem Mainz-Spiel selbst angesprochen, dass er die Komplexität reduzieren müsse. Es war auch zu offensichtlich. Mittlerweile funktionieren die einfachen Automatismen auch bei sehr guten Fußballspielern nicht mehr. Top Verteidiger spielen einfache Fehlpässe. Konterverteidigung funktioniert nicht mehr. Und das bei einem Team, bei dem Wagners Vorgänger sehr solide Verteidigungsmechanismen etabliert hatte.
Dazu kommt dann auch noch, dass man auch in der Offensive nicht gefährlich war. Schlotterbecks Lattentreffer kam nach einer Ecke. Aus dem Spiel ergab sich für den FCA nicht viel. Auch nicht in Überzahl. Defensive Stabilität dekonstruiert, offensiv eher harmlos. Oh Shit!
Um den heißen Brei herum
Und Wagners Kommunikation ist dann weiterhin verbesserungswürdig. In der Pressekonferenz betonte er, dass er sich nach solchen Spielen immer vor seine Mannschaft stellen würde. Auf der anderen Seite fehlt im dabei die notwendige Konsequenz. Johannes Graf von der Augsburger Allgemeinen enttarnte dies mit einer sehr pointierten Nachfrage, indem er Wagner fragte, ob denn nun sein Plan oder die Umsetzung seiner Spieler zu der Niederlage geführt hätten. Anstatt nun in der Kommunikation den einfachen Weg zu gehen und die Antwort klar damit zu beginnen, den eigenen Plan zu opfern, antwortet er ausweichend. Einerseits gab er vor, seine Mannschaft schützen zu wollen, andererseits betont er die Rolle der Mannschaft auch bei der gemeinschaftlichen Erarbeitung des Plans. Man könnte herauslesen, dass die Mannschaft immer auch mitverantwortlich ist. Eine klare Übernahme der Verantwortung erfolgt damit nicht.
Ähnlich agierte er auch schon nach dem St. Pauli Spiel. Hier wurde seinerseits mehrmals die Möglichkeit Mert Kömürs betont, auf 2:0 stellen zu können, wenn er sich cleverer angestellt hätte. Wagners Entscheidung in die tiefe Blockverteidigung zu wechseln, war vielleicht noch mehr zu hinterfragen als Kömürs sekundenschnelle Reaktion auf dem Platz. Eine klare Kommunikation hinsichtlich dieser Entscheidung hat – im Gegensatz zum öffentlichen Feedback an der fehlenden Chancenverwertung Kömürs – nicht stattgefunden. Schade für einen Trainer, der sich angeblich vor sein Team stellen will.
Lernkurve möglich?
Die Frage, die sich nun für diese Woche stellt: lernt Wagner aus seinen Fehlern? Er ist der Cheftrainer eines Bundesligisten, dessen Mannschaft am Wochenende sportlich zerlegt wurde. Wenn das Spiel gegen Mainz kein Weckruf war, dann weiß ich auch nicht mehr.
Für Wagner ergeben sich wichtige „Learnings“. Einerseits muss er sportlich mit seinem Team zu den Basics zurück. Gegen Heidenheim geht es nun überhaupt nicht darum, zu glänzen. Es geht darum, ein Bundesligaspiel zu gewinnen. Und wenn die Basics nicht sitzen, dann wird das in dieser Liga nichts.
Auf der anderen Seite stößt Wagners Kommunikation rund um die ersten schlechten Ergebnisse nicht gerade positiv auf. Immerhin hat er in der Pressekonferenz nach dem Mainz-Spiel überhaupt ein Statement abgegeben. Auf der anderen Seite sind seine Aussagen zu lang und er verheddert sich in der eigenen Kommunikation. Das kann einem leid tun. Sandro Wagner täte aber auch gut daran, wenn er erkennen würde, dass die kommunikativen Anforderungen an ihn als Bundesligatrainer andere sind als in seinen vorherigen Positionen. Wenn er sportlich Zeit braucht, um seine Themen umzusetzen, dann könnte er sich diese durch bessere Kommunikation verschaffen und sollte sich bei diesem Thema helfen lassen. Es ist mal wieder so: Der FCA kann gerade jede Hilfe brauchen, die er bekommen kann.
Vorstellungen
Solche Spiele kann es immer wieder geben, und wenn auch nie passend, war es definitiv der falsche Zeitpunkt. Wohlmöglich gab es Gelegenheiten mehr Treffer zu erzielen, in jedem Falle aber auch zu vermeiden. Heimspiele gegen Mainz sollten einfach nie mehr vor dem 5. Spieltag terminiert werden: Die bisherige Bilanz sind vier Spiele, die alle verloren wurden.
Am nächsten Wochenende geht es nun nach Heidenheim, und nein, diese Konstellation gab es doch noch nicht so: In der Spielzeit 2023/24 ist der FCA im Pokal in der ersten Runde in Unterhaching ausgeschieden und hatte nach sieben Spieltagen fünf Punkte. Im Anschluss an die Heimniederlage gegen Darmstadt trennte sich der Verein von Enno Maaßen. Unter Jess Thorup geriet die Mannschaft in Heidenheim bis zur 18.Minute mit 0:2 in Rückstand, ehe der FCA das Spiel noch vor der Halbzeit drehte, und mit 5:2 gewann.
Es gab und gibt immer auch schlechtere Spiele oder Phasen. Wenn sich diese dann tatsächlich auch für die darauffolgende positive Entwicklung als entscheidend erweisen, lässt sich diesen auch etwas abgewinnen. Beispiele dafür gibt es auch einige in der Bundesligazeit des FCA.
Vielleicht nicht immer die konkreten Erwartungen, aber eine Vorstellung wäre es, perspektivisch eine eigene Spielweise anzubieten, die system- und unabhängig vom Gegner durch bestimmte Merkmale charakterisiert werden kann. Auch wenn Ergebnisse immer zählen, wäre dies ein Spielstil, der diese erreicht, und in einem größeren Zusammenhang zu sehen wäre.
Nach der erfolgreichen Debutsaison mit Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb musste der 1. FC Heidenheim letzte Spielzeit in die Relegation, in der der Klassenerhalt erst in der Nachspielzeit in Elversberg geschafft wurde. Nach vier Spieltagen stehen die Heidenheimer trotz zuletzt gutem Spiel aktuell ohne Punkte auf dem letzten Tabellenplatz.
Den Verein verlassen hat u.a. Leo Scienza, der nach Southampton ging. Norman Theuerkauf hat seine Karriere beendet. Verstärkt wurde die Mannschaft durch die Leihspieler Arijon Ibrahimovic von Bayern München und Diant Ramaj, für das Tor, der von Borussia Dortmund kam. Aus Karlsruhe ist nach Leihende Mikkel Kaufmann zurück. Leart Paçarada, der vom 1. FC Köln kam, hat sich im Spiel gegen Dortmund einen Kreuzbandriss zugezogen. Unkaputtbar seit 18 Jahren ist Frank Schmidt nun ununterbrochen als Cheftrainer des 1. FC Heidenheim tätig.
Wie zeigt sich die Liga sonst nach dem 4. Spieltag: München, wenig überraschend, mit sehr gutem Start, dahinter als erste Verfolger Dortmund und Leipzig. Leverkusen und Frankfurt, in der vergangenen Saison Zweiter und Dritter, eher durchwachsen – Köln und St. Pauli sind auch gut in die Saison gestartet. Dazu hat auch der HSV am 4. Spieltag sein erstes Bundesligaspiel seit 2018 gewonnen.
Wo sich der FCA einreihen wird scheint zunächst keine Frage der nächsten beiden Spiele, sondern auch abhängig von anderen Parametern. Wenn es gelingt das Potential einzelner Spieler zu integrieren, Schwachstellen als solche in den einzelnen Mannschaftsbereichen zu erkennen und dabei weiterhin die Balance auf und um das Spielfeld zu bewahren, ließe sich manches vorstellen.
Der FCA hat sich zu dieser Saison für einen eigenen Ansatz entschieden. Es sind bisher vier Spiele absolviert und alles hat noch etwas Zeit. In den Auftritten in Heidenheim und gegen Wolfsburg darf die Mannschaft dann aber wieder nächste Entwicklungsschritte erkennen lassen. Mit entsprechenden Ergebnissen ließe sich auch die zwischenzeitlich etwas gestoppte Euphorie gerne weiterführen. Gutes Spiel!
Nur der FCA!
In den Seilen
Wie schlecht war das am Samstag? Der FCA hat zu Hause gegen Mainz 05 mit 1:4 verloren, v.a. weil man es den Mainzern viel zu leicht gemacht hat. Gegen Heidenheim am kommenden Wochenende steigt der Druck nun schon enorm. Ich habe im Podcast einmal Dampf abgelassen. Hört ruhig rein und schließt euch meiner Leidensgemeinschaft an.
Romanes eunt domus
Eine fantastische Szene in Monthy Pythons „Das Leben des Brian“ ist der Versuch Brians, das Graffiti „Römer, geht nach Hause!“ in Latein an die Hauswand eines römischen Palastes zu bringen. Das geht im ersten Anlauf bekanntlich schief und die anschließende Lehrstunde mit einem Centurio zur korrekten Grammatik entzückt immer ebenso Altphilologen wie Altcineasten. Doch es ist anzunehmen, dass in Augsburg eher ungeliebte Lateinstunden als Monthy Pythons humoristisches Standardwerk die maßgeblichen Berührungspunkte mit den Römern in Augsburg waren – zumindest bis in die jüngere Vergangenheit. Denn neuerdings gewinnt das Römerthema in der Stadtkultur eine ungeahnte Popularität, was nicht nur Stadtführer und Kulturpolitiker erfreut. Der FCA und sein umtriebiger Ausstatter Mitsuno haben mit dem Römertrikot bereits 2024 den Nerv der Stadt und Fans getroffen und bespielen das römische Thema in diesem Jahr noch gekonnter. Das Römertrikot 2025 war in der ersten Auflage schneller ausverkauft als man Cicero sagen konnte und dies erst der Anfang des neuen FCAxRömerhypes. Erklärbar ist das schnell. Das Design ist ansprechend und schwarz-gold mittlerweile auch recht präsent in der Bundesliga, wobei man auch sagen könnte, dass der FCA da einen aktuellen Trend bedient. Aber mit dem römischen Erbe hat der Verein ein funktionierendes Alleinstellungsmerkmal gefunden. Endlich möchte man sagen. So zeigte das Puppenkisten-Thema bislang noch keine Erfolge im steten Bemühen, das provinzielle Image abzulegen. Und so wird stattdessen die Provinz (Raetien) umarmt. Das trifft auf viele Sympathien in einer Stadt, die seit jeher einen ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex gegenüber den anderen bayerischen Metropolen pflegt. Ein Komplex, der freilich auch durch die bayerische Politik nur allzu gerne bedient und gefördert wird. Und so wird die Möglichkeit, dem bayerischen Nachbarn die eigene Geschichte im schicken Bundesliga-Trikot unter die Nase zu reiben, gerne genutzt. In Augsburg wurde schon Profifußball gespielt, da war München noch eine recht einsame Furt.
Die Entdeckung des römischen Erbes erfreut nicht nur die Historiker. Denn die Beteiligung der Augsburger Stadtarchäologie bei der Präsentation des neuen Römertrikots rückt an ungewohnter Stelle die Arbeit der Archäologen und die Bedeutung römischer Überreste in den Fokus, was wiederum im Zeughaus bestaunt werden kann. Und vielleicht wird sich der Fan-Nachwuchs künftig nicht nur Fußballprofi auf den Berufswunschzettel schreiben sondern auch das nicht ganz so glamouröse Archäologiestudium ins Auge fassen. Und vielleicht, ganz vielleicht, nutzt der FCA seine neue bayerisch-römische Popularität und seine Einfluss in der endlosen Debatte um das lange überfällige neue Römermuseum. Immerhin setzt die Marketing Abteilung gerade alles auf die Römerkarte. Man könnte auf die Idee kommen, da etwas zurückzugeben und sei es nur ein Engagement im Sponsoring.
Dass der neue Trend in seiner ganzen Konsequenz auch zu weit führen kann, zeigt aber der neue Spielertunnel. Einige Vereine versuchen ja, die lokale Identität schon auf dem Weg zum Spielfeld in das Bewusstsein der Spieler und Zuschauer zu rücken. Sehenswert ist der Spielertunnel „auf Schalke“, eine Remineszens an die Grube und den Pott. Inmitten der etwas absurd plastikhaften Stollenszenerie vergisst man doch schnell den ebenso absurden Gehaltsunterschied, den die modernen Fußballkumpel vom echten Kumpel auf den Rängen trennt. In Augsburg wird dagegen auch das römische Erbe an die Wand gebracht, in feschen LED Leuchten und einem FCA Wappen als Mosaik, natürlich aus echtem italienischen Stein wie man stolz betont. Aber dass man doch die „antiken Amphitheater in Rom und Verona“ bewusst aufgreift und die ganze Inszenierung von „Kämpfen und Siegen“ in den verschlossenen Gittern mündet, die zum Einlauf geöffnet werden, ist dann doch mehr als unglücklich. Dass hier die Gladiatoren in die Arena geführt werden, das war schon im etwas gewöhnungsbedürftigen Spieltagsplakat zum Spiel gegen Bayern München zu erahnen. Vollendet schließlich zur besten Sendezeit im Topspiel der Bundesliga vor der halben Fußballrepublik. Da stört es die Inszenierung wohl kaum, dass die modernen Fußballstadien und der ganze Sport nicht im geringsten mit den antiken Spielen zu tun haben (sollten), auf die nun Bezug genommen wird.
War es noch einigermaßen ignorierbar, dass jedes zweite Stadion mittlerweile in Anlehnung an antike Nomenklatur als Arena tituliert wird, ist die Brücke, die nun geschlagen wird, denkbar unnötig. Die römischen Amphitheater waren keine Orte des friedlichen sportlichen Wetteifers, sondern blutige Stätten, in der wahlweise Tiere und Menschen in detailreich abgestimmten Choreografien aufeinander gehetzt wurden. Den Fußballer nun implizit als Gladiator zu stilisieren, der sich dem Kampf stellt, zeugt dann doch von schlechtem Geschmack und weniger Geschichtsbewusstsein, als gerne mit der Römerkampagne suggeriert wird. Rund um den Fußball, auf wie neben dem Platz, herrscht mehr als genug martialisches Auftreten. Das muss nicht noch künstlich gesteigert werden. Warum die Verantwortlichen es nicht einfach bei der Römertrikot-Kampagne belassen haben, ist nicht klar. Das hätte vollauf genügt, und vielleicht hätte man noch die ein oder andere Zirbelnuss darüber hinaus verkaufen können. Das Trikotdesign ist Geschmackssache. Die Römer-Arenen-Gladiatoren-Inszenierung ist ziemlich geschmacklos. Vielleicht dann doch wieder nächstes Jahr eine Rückkehr zur Puppenkiste?
Veränderungen
Auch wenn an manchen Tagen so einiges zusammenkommen kann, ist dies nie ein Grund den eingeschlagenen Weg nicht fortzusetzen. Vielleicht lässt sich ansatzweise bereits manches erkennen – aber drei Punkte nach drei Spieltagen sind auch nicht schwächer als der Durchschnittswert der letzten zehn Jahre zu diesem Zeitpunkt.
Mit einem Punkt und einem Tor ist der FSV in die Saison gestartet. 0:1-Heimniederlagen gegen Köln und Leipzig, dazwischen das Unentschieden in Wolfsburg – kein idealer Start für den Conference-League-Teilnehmer.
Am 28. Spieltag der Vorsaison standen die Mainzer noch auf einem Champions-League-Platz. Dazu die mit zweitbeste Defensive der Liga.
Den Verein Richtung Frankfurt verlassen hat Jonathan Burkardt, der mit 18 Saisontoren den Vereinsrekord von André Schürrle und Shinji Okazaki übertroffen hat. Ansonsten ist das Team überwiegend zusammengeblieben.
Neu dazugekommen sind u.a. Benedict Hollerbach von Union Berlin sowie William Bøving und Konstantin Schopp von Sturm Graz. Nach zwei Jahren, in denen er an den KSC verliehen war, ist Paul Nebel auch wieder zurückgekehrt.
Aus sechs wird acht, und aus indirektem Freistoß Eckball: Ob diese Regeländerungen für das Torwart- und sonstige Spiel so viel bringt, wird sich zeigen. Dazu noch weitere Neuerungen wie der verpflichtende Handschlag für Kapitäne, Trainer und Schiedsrichter vor Spielbeginn, neues zum Schiedsrichterball und Einführung der Abseitstechnologie. Am auffälligsten aber die Stadiondurchsagen der Referees und die Verlängerung der Nachspielzeiten.
Daher ist nun auch das bisher späteste Bundesligator der Geschichte in einer 114. Spielminute, zum 3:3-Ausgleich der Kölner durch Ragnar Ache in Wolfsburg, wohlmöglich nur der Anfang einer neuen Entwicklung.
Im Gegensatz zum FC ist der HSV als Aufsteiger noch nicht ganz in der Liga angekommen. Am Tabellenende der Liga steht im Moment der 1.FC Heidenheim, dessen Saisonstart bisher auch etwas unglücklich war.
Aber, viel zu früh um aus der Tabelle bereits Schlüsse für den weiteren Saisonverlauf zu ziehen, ist es für den FCA wichtig in den nächsten Partien zu punkten und damit seinen Platz in der Liga zu finden. Ziele zu bestimmen ist das eine, die Entwicklung auf einem Weg der Umsetzung das andere. Wichtiger bleiben schrittweise Veränderungen in fast allen Bereichen, ergebnisunabhängig daran zu arbeiten und so mehr Konstanz in den verschiedenen Abläufen zu erhalten. Nach den nächsten Partien zuhause, in Heidenheim und Köln, wird sich zeigen wie weit die Mannschaft in diesen Prozessen dann ist.
Vieles, individuell auch unterschiedliches, dass das Heimspielerlebnis ausmacht – ein wichtiges Element ist dabei auch die Einlaufmusik.
Fast ritualhaft der Beginn und vorher im Stadion: Über die letzten Jahr hat sich eine Abfolge etabliert, bei der sich nicht nur immer mehr Personen mitgenommen gefühlt haben, sondern auch aktiv beteiligt. Ausgehend von der Kurve, übergreifend in immer mehr Blöcke, ist dieser gemeinsam von Verein und Fanszene ins Leben gerufene Ablauf auch ein wichtiger Teil des Stadionerlebnis geworden. Die Verbindung von Tradition, Identität und Zusammenhalt über Musik und eine wiederkehrende Choreographie im Stadion sind wesentliche Elemente in der Wahrnehmung des Fanseins.
Jeder Versuch die verbundenen Rituale etwa durch emotionslosen Chorgesang zu ersetzten, sollte hinterfragt werden. Weiterdenken, -entwicklung und Umsetzung geht am besten gemeinschaftlich und schafft weitere Verbundenheit und Vertrauen.
Auch an einem 4. Spieltag verlor der FCA trotz 14:1 Ecken in der letzten Saison gegen Mainz. Mit einem Erfolgserlebnis am Samstag ließe sich nicht nur die Bundesligabilanz gegen den FSV ausgleichen, sondern auch der Start gegenüber der letzten Spielzeit verbessern. Gutes Spiel!
Nur der FCA!
Noch nicht so weit
Der FC Augsburg verliert beim FC St. Pauli, obwohl Fabian Rieders Debüt gelingt und der FCA 1:0 in Führung gehen kann. Sandro Wagners Entscheidungen spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Alles zusammengefasst im Podcast.
Der Gradmesser
Es war angerichtet. Der FCA hatte sich in der Länderspielpause mit weiteren Spielern, namentlich Rieder und Gharbi, verstärkt. Trainer Sandro Wagner hatte zwei Wochen Zeit, Mittel und Wege zu identifizieren, um St. Pauli gefährlich zu werden. Die Sonne schien. Die Glocken der Hölle ertönten und die Gänsehaut auf den Armen fand sich zielgerichtet ein. Auch ich möchte mich in dieser Atmosphäre direkt auf dem Rasen balgen. Ja, ich hatte Lust auf Bundesligafußball.
Vielversprechender Auftakt
Der Abstoß ging direkt ins Nirgendwo. Von dieser Aktion an konnte es nur besser werden. Und es entwickelte sich direkt ein munteres Spielchen. Beide Mannschaften hatten Abschlüsse, der FCA in Persona von Marius Wolf. Fabian Rieder ließ mal kurz sein Können an der Seitenlinie aufblitzen. Noch war man mit wenig zufrieden.
Für den FCA ging es dann auch gut weiter. Man konnte aus einer dieser ersten Angriffsbemühungen einen Treffer erzielen. Eine Saad-Flanke konnte von der weiß-braunen Defensive nicht geklärt werden, Massengo flankte und Fabian Rieder vollstreckte am zweiten Pfosten bei seinem Debüt. Gut 15 Minuten waren gespielt und alles war gut.
Zugriff verloren
In der Folge gab der FcA dieses Spiel aus der Hand. Konnte man zuerst noch im Pressing echte Nadelstiche setzen und fast auf 2:0 stellen, so rutschte man durch einen tiefen Stand und die sukzessive Einstellung der Pressingbemühungen in die Inaktivität. St. Pauli hatte vermehrt den Ball, konnte mit diesem erstmal aber wenig anfangen. Gedanklich war ich schon dabei, den Pausentee aufzusetzen.
St. Pauli hatte dann Glück. Denn nach einem Handspiel von Cedric Zesiger, das sich der Schiedsrichter auf dem Außenbildschirm ansah, gab es Elfmeter. Konnte Finn Dahmen den ersten Versuch noch parieren, so war er beim Nachschuss machtlos. Eine konsistente Beurteilung von Handspiel im Strafraum bleibt schwierig. Danach waren die Emotionen on fire und es gab wilde Szenen. Sandro Wagner sah zudem seine zweite gelbe Karte in dieser Saison. Jakic musste eschöpft ausgewechselt werden, für ihn kam Fellhauer. Man konnte gespannt sein, wie dieser wilde Ritt nach der Halbzeit weitergehen würde.
Neustart bei 1:1
Und so ging es in die zweite Halbzeit wie in eine frische Partie. Jede Mannschaft konnte nun noch das Pendel auf ihre Seite ziehen. St. Pauli versuchte dies durch zwei Wechsel. Der FCA blieb erstmal unverändert. Und fand in der Folge zur Stabilität. Gegen den Ball konnte man die Hamburger Angriffe begrenzen. Mit Ball liefen die Kombinationen nun länger und flüssiger. Die Präzision im letzten Drittel fehlte allerdings.
Als Aktivposten entpuppte sich hier Robin Fellhauer. der immer wieder gefährlich rund um den 16er des FC St. Pauli zu sehen war. Einzig der letzte Pass kam in dieser Phase nicht an, und echte Torgefahr entstand nur in geringem Maße. Für die sorgte das nächste Mal nach 65 Minuten der Gegner, der kurz davor war auf 2:1 erhöhen. Es war zu diesem Zeitpunkt eine enge Kiste.
Nachlegen oder nachgeben?
In der Folge konnte man gut erkennen, dass sich beide Teams nicht mit einem Unentschieden begnügen wollten. Sandro Wagner unterstrich die Ambitionen, indem er mit Tietz und Claude-Maurice für Wolf und Saad eher offensiv wechselte. St. Pauli legte vor allem auf dem Feld noch einen Gang zu. Die Emotionen war zu diesem Zeitpunkt voll da. Die Aktivitäten rund um die Strafräume erhöhten sich.
Die erste, die dann zu Zählbarem führte, nutzte der FC St. Pauli für sich. Nach einem Freistoß von der rechten, seitlichen Strafraumkante, blieb Finn Dahmen nichts anderes mehr übrig, als den Ball aus den Maschen zu fischen, nachdem Cedric Zesiger unhaltbar abfälschte. Cesi erwischte keinen guten Tag und war an beiden Gegentoren entscheidend beteiligt. Es war allerdings erneut ein Standard der fürs zweite Tor der Weiß-Braunen sorgte. So geht es dann eben auch und der FCA hatte die Partie vollends kippen lassen. Wagner versuchte es in der Folge mit weiteren Impulsen von der Bank, die aber leider verpufften. Aiman Dardaris Bundesligadebüt, wie auch Ismael Gharbis ersten Einsatz von rot-grün-weiß wollen wir nicht unerwähnt lassen. Einzig, es brachte nichts mehr.
Noch nicht so weit
Konfetti auf der Haupttribüne. Song 2 von Blur, so laut, dass die Trommelfelle fast platzen. Ein paar gute Ansätze auf dem Rasen. Am Ende war der FCA noch nicht so weit, diese in Zählbares umzumünzen. Der FC St. Pauli ist das bessere, weil stabilere, Bundesligateam im Moment und hat die Partie verdient gewonnen.
Wagner muss sich vor allem die Entscheidung ankreiden lassen, sein Team ab Mitte der ersten Hälfte im tiefen Block verteidigen zu lassen. Er entfernte sich damit selbst von seinem proaktiven Ansatz und gab die Möglichkeit aus der Hand, in einer Phase auf 2:0 zu stellen, in der der Gegner wackelte. Seine Aktion am Ende der ersten Hälfte, für die er auch rot hätte sehen können, war genauso unbedacht, wie auch seine Verweigerung einer Einschätzung auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Mit seinem Verhalten lenkt er weiter Aufmerksamkeit auf seine Person anstatt mit seiner Mannschaft einfach in Ruhe arbeiten zu können. Diese Arbeit ist allerdings notwendig, damit diese durchgewürfelte Truppe in den nächsten Wochen zu ihrem Rhythmus und weiteren Punkten findet, bevor die Euphoriewelle beim FCA ins Umgekehrte kippt.